Mittwoch, 31.10. 2001

 

 

 

 


Und plötzlich scheint die Zeit zurückgedreht


Historisches Flair und moderne Technik: Die Stitzenburg-Apotheke feiert ihr hundertjähriges Bestehen Mit ihrer original erhaltenen Jugendstil-Einrichtung ist die Stitzenburg-Apotheke in der Hohenheimer Straße eines der letzten historischen Ladenlokale in Stuttgart. In diesem Monat jährte sich die Gründung der Apotheke zum hundertsten Mal.

VON JOHANNES KLEMEYER

Von außen scheint die Stitzenburg-Apotheke ein ganz normales Geschäft zu sein. Der Putz des Eckhauses ist von den Jahren und vom täglichen Straßenverkehr grau und verwittert, doch wie es sich im 21. Jahrhundert gehört, leuchtet unter dem roten "A" auf dem weißen Ladenschild eine Internetadresse: www.stitzenburg.de.

In den Räumen der Apotheke wähnt man sich jedoch unversehens in einem anderen Zeitalter. Die unzähligen Schubladen der großen dunklen Eichenschränke sind mit handbeschrifteten Schildern versehen, in den Regalen stehen Fläschchen und Tiegel mit geheimnisvoll anmutenden Substanzen, und auch der steinerne Boden und die große alte Wanduhr fügen sich nahtlos in das altertümliche Bild ein. "Ich war vom ersten Augenblick an von der Apotheke begeistert", sagt Ladeninhaberin Sabine Kettemann und weist darauf hin, dass die seit 1980 unter Denkmalschutz stehende Jugendstil-Einrichtung in Stuttgart einmalig sei: "Es ist wohl in erster Linie meinen konservativen Vorgängern zu verdanken, dass die Apotheke nach all den Jahren noch im Originalzustand erhalten ist." Gegründet wurde die Stitzenburg-Apotheke vom Stuttgarter Apotheker Albert Wünsch, der anlässlich der Eröffnung am 1. Oktober 1901 eine Reklameschrift herausgab, in der er seinen künftigen Kunden "modernste pharmazeutische Technik und Wissenschaft" versprach. "Zu diesem Zeitpunkt gab es in Stuttgart 17 Apotheken", erzählt Sabine Kettemann - heute sind es zusammen mit denen in Vororten zehnmal so viel.

Nachdem Wünsch sich im Jahr 1912 zurückgezogen hatte, blieb die Apotheke zunächst 66 Jahre lang im Besitz der Familie Hahn, bevor Elisabeth Luithle 1978 als Käuferin auftrat. 1996 übernahm Sabine Kettemann das Geschäft. Diesen Schritt hat sie bis heute nicht bereut. "Natürlich ist bei uns alles ein bisschen mühsamer als in moderneren Apotheken", sagt die 40-Jährige lachend, vor allem wenn man bedenke, dass es wegen der vielen kleinen Schubladen und Fächer schlichtweg nicht möglich sei, die Medikamente einfach und übersichtlich anzuordnen. "Es kann schon mal vorkommen, dass ich für ein Rezept durch den ganzen Laden rennen muss. Da braucht der Kunde natürlich ein wenig Geduld."

Ansonsten aber ist alles wie bei anderen Apotheken auch. "Wir sind sowohl vom Angebot wie auch von der technischen Ausrüstung her auf dem neuesten Stand." Um das historische Jubiläum gebührend zu feiern, schwebt Sabine Kettemann die Herausgabe einer Festschrift vor, in der die hundertjährige Geschichte ihrer Apotheke erzählt werden soll. "Leider dauert das noch ein wenig", seufzt sie. Eine kurze Geschäftschronik ist allerdings schon fertig. Nachlesen kann man diese auf der Internetseite der Stitzenburg-Apotheke - schließlich leben wir ja im 21. Jahrhundert.

 

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